FÜR PINKIE
Ich habe dich kennen gelernt, als du noch ein Baby warst. Unvergessen der Moment, als ich dich zum ersten Mal sah, mit der Hand durch den Zaun an deinen Bauch fasste und du sofort zur Seite gekippt bist, damit ich dich streicheln konnte. Ich war begeistert und habe mich sofort in dich verliebt, genau wie in deine Familie.
Von da an bin ich dich jede Woche besuchen gekommen, außer in einer, und zwar ausgerechnet in jener, als du zum ersten Mal krank geworden bist. Man hat sich gut um dich gekümmert und du bist wieder gesund geworden – jedenfalls fast. Geblieben ist dir ein steifer Gang und eine manchmal verminderte Bewegungsfreude.
Ungebrochen war allerdings dein Appetit. Besonders gefallen hat allen die Art und Weise, wie du deine über alles geliebten Äpfel verspeist hast. Du hast sie in deinen riesigen Mund genommen, ganz nach hinten bewegt und dann mit einem kräftigen „knack“ zerbissen. Ich habe es geliebt dich zu füttern und zu sehen, wie es dir schmeckte. In deiner Familie warst du unangefochten immer der Chef und daher sind die größten Portionen automatisch immer dir zugekommen.
Ich habe es noch mehr geliebt dich zu streicheln und mit dir zu kuscheln. Als ich zum ersten Mal deinen Huf gehalten habe, hatte ich dieses Gefühl, dass ich bis jetzt habe und immer haben werde. Es war Liebe.
Wie alle Schweine liebtest du Körperkontakt und da du riesig warst, konnte ich Bauch an Bauch mit dir liegen und habe ohne Probleme zwischen deine hübschen, kurzen Vorder- und Hinterbeine gepasst. Ich konnte deinen Herzschlag hören und manchmal sind wir so zusammen eingeschlafen. Du hast es über alles geliebt, wenn ich deinen weichen Bauch gestreichelt habe. Du hast dich dann ganz lang gemacht und zufrieden gegrunzt. Erst war es ein erfreutes Grunzen, dann ein zufriedenes und schließlich ein verzücktes. Sehr gern hast du dich auch am Rücken massieren lassen oder hinter den Ohren kraulen, an denen du dein Leben lang so weich geblieben bist wie als kleines Ferkel.
Du konntest dich sehr subtil ausdrücken und daher habe ich auch immer verstanden, wenn dir etwas nicht gefallen hat (zum Beispiel, wenn du empört gequiekt hast, wenn du deiner Meinung nach Hunger hattest). In all den viel zu kurzen sieben Jahren, die wir zusammen hatten, hast du mir niemals ein einziges Haar gekrümmt, obwohl du mit deinen 400 bis 500 Kilo, zwei Metern Länge, einem riesigen Kopf und messerscharfen Hauern ohne Probleme mit einem Schlag hättest mein Leben auslöschen können. Du konntest so liebevoll sein, aber auch ein richtiger Grantscherben. Deine Persönlichkeit war absolut einzigartig und herausragend, deine Erscheinung wahrlich charismatisch und von außergewöhnlicher Schönheit, ein riesiger, stattlicher Eber. Du bist unser Wappenschwein geworden und bleibst es für immer.
Wir haben uns geliebt und vertraut. Sieben Jahre sind eine Strafe des Schicksals, denn du hättest sehr viel älter werden können. Aber sei dir gewiss, mein Liebling, mein Herz, mein Alles: unsere Liebe ist unendlich, unsterblich, ewiglich. Das weißt du genau, denn du bist immer bei mir und ich bin immer bei dir. Das Fortgehen von hier ist nicht das Ende, die Ewigkeit beginnt jetzt.
Du hast Stroh über alles geliebt. Man konnte sich darauf verlassen, dass im größten Strohhaufen ganz sicher du liegst. Manchmal hast du dich drinnen so vergraben, dass man dich gar nicht mehr sehen konnte. Ich musste dann nach Ohren und Schwänzchen suchen. Wenn du dann eingeschlafen warst, habe ich dir beim Träumen zugeschaut. Dein Rüssel hat dann etwas erschnüffelt und deine Hufe sind irgendwo entlang gelaufen, während dein Schwanz gewedelt hat.
Sehr gerne hast du natürlich auch gegraben und gebadet, wenn es heiß war. Mit deinem engsten Freund Coffee zusammen, der dich bis heute betrauert, hast du dir die Sonnenuntergänge auf der riesigen Weide angeschaut. Nach Monaten im Stall konntest du endlich die große Wiese beziehen, spazieren gehen, dich sonnen, suhlen oder im Wäldchen dösen. Du warst glücklich. Im Winter habe ich dich nach dem Schlafengehen warm zugedeckt und im Sommer haben wir die lauen Abende zusammen unter freiem Himmel verbracht, die Sterne angeschaut und uns gemeinsam in die Wiese gelegt.
Was haben wir alles zusammen erlebt. In deinem ersten Zuhause konntest du nicht bleiben, also habe ich für dich und deine Familie ein neues gefunden, dann ein weiteres, bis wir endlich zusammenziehen durften. Täglich durfte ich dich sehen und pflegen und ich habe immer, wenn ich in den Stall oder auf die Weide gegangen bin, als erstes geschaut, wo du bist.
Dann kam der Tag, als du als einziger nicht zum Essen kommen wolltest. Du warst krank geworden, hast dich etwas erholt. Dann hast du dich hingelegt und wolltest nicht mehr aufstehen. Ich habe alles versucht, damit es dir besser ging. Habe dich Tag und Nacht mit allem versorgt, was du gebraucht hast, für dich gekocht, dich getröstet. Du warst schon wieder so fit, dass du sogar schon wieder nach mir geschnappt hast, als ich dich gepflegt habe. Wir waren guter Hoffnung, dass du bald wieder genesen würdest.
Wir wissen nicht, was geschehen ist, aber plötzlich ging es dir so viel schlechter, dass ich noch intensiver um dich kämpfen musste. Am Ende konnte ich es schon sehen, aber der Gedanke war mir unerträglich. Ich weiß, du wolltest nicht gehen, du liebtest deine Familie über alles. Du hast gekämpft bis zum Schluss.
Ich habe versagt. Mit Freude hätte ich mein Leben für deines gegeben, mein Herz, mein Liebling, mein Alles. Ich weiß, du wärst so gerne bei uns geblieben, aber die Natur ist grausam und das Schicksal unbarmherzig. Dass ich dir nicht helfen konnte, wird mich nie wieder glücklich werden lassen. Als du deinen letzten Atemzug getan hast, war deine Familie bei dir. Du hast noch einmal mich und den Himmel gesehen.
Seither ist alles anders. Ich gehe auf die Weide und kann deinen riesigen, wunderschönen Körper nicht sehen. Manchmal erblicke ich dich im Augenwinkel, aber wenn ich hinschaue, bist du nicht da. Manchmal suche ich dich, weil ich es noch immer nicht glauben kann. Wenn ich auf dein Grabmal in meinem Wohnzimmer schaue, wird es mir bewusster, aber ich will es nicht wahrhaben.
Du hast ein Vermächtnis hinterlassen, es lebt durch dich in uns weiter, so wie du in mir weiter lebst und ich in dir. Du bist nicht tot, auch wenn du diese Welt verlassen hast. Ich hoffe, du bist jetzt an einem besseren Ort, wo wir uns wiedersehen werden, auf der Großen Blumenwiese – für dich ist es nur ein Augenblick, mein Schatz. Ich weiß, es gibt andere Welten, in denen wir nie getrennt wurden und für immer zusammen glücklich sein können, mein König Pinkie.
Ich durfte dabei sein, als deine Seele die Regenbogenbrücke überquert hat. Du bist weiterhin immer bei mir. Ich kann dich sehen, hören, fühlen und riechen. Du bist wunderschön, weich und du duftest. Deine bernsteinfarbenen Augen mit den Schönheitsflecken links und rechts schauen mich liebevoll an und du grunzt zufrieden. Du bist immer bei mir, und ich bin immer bei dir. Du hältst deinen schützenden Huf über uns. Nie werde ich jemanden mehr lieben als dich, mein Pinkie - mein Seelenschwein, Liebe meines Lebens.
In immerwährender liebender Erinnerung, deine Familie
PINKIE – Sommer 2012 bis 19. Februar 2019
Stille. Einfach nur meditative Stille.
Ich glaube, erst heute konnte ich sie zum ersten Mal wirklich wahrnehmen. Da sitzen, auf den Wald schauen, den blauen Himmel und die Wolken beobachten. Wer hat schon das Glück so ein schönes Zuhause haben zu dürfen …. fernab von jeglichem Straßenlärm und am Wochenende glücklicherweise auch von Rasenmäher, Motorsäge oder Traktordröhnen. Nur manchmal hört man weit oben ein Flugzeug.
Dabei muss ich ja sagen: als lange gewachsene Großstadtpflanze wäre ich nie in die Pampa gezogen, wäre es nicht für meine Schweine gewesen. Bis ich Pinkie und seine Familie kennen lernte, haben mich Tiere nicht sonderlich interessiert. Keine klassische Tierschützerkarriere also. Ausgenommen vielleicht unsere Schildkröte und Enten, denen hab ich schon immer gern zugeschaut. Alles andere wurde in der penibel gereinigten Stadtwohnung sofort bei Vorfinden standrechtlich exekutiert, egal ob Käfer, Spinne oder was anderes.
Naja, in einem Landhaus wäre das nicht so einfach, wenn man es wollte ;-) hier wohnen - zum Entsetzen mancher Besucher/innen - doch vereinzelt Spinnchen, Weberknechte und wer weiß was sonst noch. Obwohl genauso gut geputzt wird wie früher.
Draußen im Schuppen nisten Schwalben, die durch das offene Dach rein und raus können. Im Wettstreit zwitschern sie mit den anderen Vögeln, die immer froh sind, ab und zu ein Maiskorn von den Enten oder Schweinen abstauben zu können.
Leise quaken die Enten zur Begrüßung, wenn ich vorbei gehe oder etwas lauter, wenn sie Hunger haben. Man glaubt gar nicht, wie subtil sie kommunizieren können!
Zwischendurch ein freundlicher Grunzer von Minischwein Alfi, der sich gerade genüsslich in seiner Suhle gewälzt hat und jetzt sein Mittagsschläfchen hält. Oder auch empörtes Quieken, das sich sukzessive steigert, wenn der junge Herr meint Hunger zu haben ...
Lauter sind nur die Grillen, die wegen des warmen Wetters schon seit Wochen zirpen, egal ob bei Tag oder bei Nacht. Auch sie verschmelzen perfekt mit dieser Symphonie des Lebens rundherum.
In der Wiese, die ich seit Monaten nicht gemäht habe, finden viele Insekten wie Bienen, Schmetterlinge und andere einen Lebensraum, der ihnen sonst nicht mehr geboten wird. Gerne verzichte ich auf einen wöchentlich getrimmten Rasen - sehr unschön, wie ich finde. Statt dessen will ich demnächst noch Wildblumen säen um die Wiese noch schöner und anspruchsvoller zu machen. Das Summen und Brummen der Insekten ist sehr schön und die Wespen auf dem Dach - letztes Jahr waren es Hornissen - halten mir verlässlich die Fliegen vom Leib, die es sonst dutzendweise im Haus gäbe.
Im Wald kann man, wenn man vorsichtig und ganz ruhig ist, Wildschweine treffen - ich habe schon eine ganze Gruppe Frischlinge beobachten dürfen, sicher unter genauer Aufsicht ihrer Mama. Ein wunderbares Gefühl - man fühlt sich als Teil der Natur, von der wir uns als Menschen schon so weit entfernt haben, wie es kaum vorstellbar wäre.
Natürlich gibt es noch viele verschiedene andere Tiere, wie Rebhühner, Hasen oder Fasane und viele mehr.
Und ganz viele Rehe kann man hier treffen. Abends laufen sie über die Wiesen und Felder, überall sind sie zu sehen, in allen Größen und Formen und Farben. Vor einigen Wochen habe ich nachts eine ganze Gruppe gesehen, sie standen einfach in der Wiese und wir haben uns lange angeschaut.
Ein Gefühl wie von etwas, das wir vor sehr langer Zeit verloren haben: das Sein, mitten in der Natur, als Schöpfung und Teil von ihr; aber sicher nicht als ihre Krönung, denn unsere vielen Mitgeschöpfe, ruhig, geduldig, unschuldig und schön: sie sind es, die die wahre Krone ausmachen auf diesem absolut einmaligen, wunderbaren, sprachlos machenden Planeten. Zu ihnen sollten wir aufblicken, denn sie sind rein und wahrhaftig. Es sind magische Augenblicke, die entstehen, wenn wir ihnen ganz nahe sein dürfen.
Unsere Seele bleibt unerweckt, wenn wir nicht die Liebe eines Tieres teilen dürfen. Öffnet ihnen eure Herzen, und ihr werdet nie etwas Besseres und Schöneres finden.
SCHWEINE.
Sie sind unter den unzähligen wunderbaren Geschöpfen auf unserem herrlichen Planeten etwas ganz besonderes. Schweine sind extrem soziale Tiere, die tiefe Bindungen eingehen – meist in ihren Kindheitstagen, später ist es sehr schwierig sie zu vergesellschaften, denn dann sind die Bande geknüpft und die Familien in sich geschlossen. Den Verlust nahestehender Tiere betrauern Schweine oft lang und heftig; es kann sogar vorkommen, dass sie vor Kummer sterben. Das Sagen haben die Damen: unter den Wildschweinen gibt es eine Leitbache, auch bei den Hausschweinen sind die Anführer meist weiblich. Viel Zeit verbringen die Tiere mit der Futtersuche: mit ihren ebenso kräftigen wie sensiblen Rüsseln können sie fünftausendmal besser riechen als Menschen und finden so selbst tief im Boden noch Essbares. Nebeneffekt: ausnahmslos alles wird umgegraben – ein Segen für Wälder und Felder (zumindest nach der Ernte …).
Dass Schweine überaus intelligent sind, und zwar ungefähr wie Kinder im Vorschulalter, ist noch immer weitgehend unbekannt. Die Tiere auszutricksen ist gar nicht so einfach, sie sind sehr neugierig, verspielt und haben eine bemerkenswerte Kombinationsgabe. In Experimenten konnten sie Computerspiele spielen, die Temperatur im Stall selbst regulieren und kamen auf Namensruf zu den Futtertrögen gelaufen.
Ihr Drang sich zur Futtersuche fortzubewegen sowie ihre hohe Intelligenz stellen hohe Ansprüche an ihre Unterbringung: sie brauchen viel Raum, bewegliches Material zur Erkundung und die Möglichkeit ihre sozialen Bindungen auszuleben, zum Beispiel in gemütlichen Schlafräumen, in denen sie eng aneinander gekuschelt schlafen. Große Freude haben sie mit frischem Stroh, mit dem sie spielen, sie fressen es aber auch gern und schlafen natürlich bequem und warm darin.
Ihre wunderschönen Körper – keineswegs nur rosa, sondern auch schwarz, braun, gescheckt, gefleckt oder gepunktet – sind äußerst robust und dabei doch blitzschnell, obwohl ausgewachsene Tiere durchaus eine halbe Tonne auf die Waage bringen können. Markant ist der Ringelschwanz, den außer Schweinen nur sehr wenige andere Lebewesen aufweisen können. Mit ihren Schwänzchen kommunizieren sie genau wie durch eine Vielzahl von Lauten wie Grunzen, Quieken, Bellen, Knurren und andere mehr.
Schweine sind äußerst interessante, liebenswürdige und sehr friedfertige Tiere. Auch mit Menschen gehen sie enge Beziehungen ein. Diejenigen dürfen sich glücklich schätzen: man sagt, Schweine können mehr lieben als andere Tiere.
Dies sind unsere Geschichten.
Die Geschichten von 36 Schweinen und jenen, die uns schon voraus gegangen sind.
Eines der Schweine ist ein bisschen "anders", es geht aufrecht und der Rüssel fehlt ihm. Aber sonst lebt es ganz normal unter den anderen Tieren, darf bei ihnen liegen und schlafen, mit ihnen spielen und weiden.
Manchmal wird dieses menschliche Schwein für sich sprechen, manchmal wird es eines der übrigen Tiere sein. Aber egal, wer von uns gerade am Wort ist: unsere Geschichten sind wahr, und sie kommen von Herzen.
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Ferkelfroh - Pinkie´s Vermächtnis: Verein zum Schutz des Schweins